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Lehrer und Dozenten suchen ständig nach neuen Möglichkeiten ihren Unterricht zu verbessern und Schüler zu begeistern. Wenn ich mich zurückerinnere haben wir im Kunstunterricht meist nur verschiedene Maltechniken ausprobiert und kleine Bastelarbeiten erledigt. Fotografie war ganz weit weg. Da hat niemand dran gedacht.
Aber die Cyanotypie ist so einfach umzusetzen, eine Einladung diese Technik aus den Kindertagen der Fotografie mit Schülern umzusetzen.
Wir haben im Sommer 2023 und 2024 selbst Workshops an der Kunstschule Koppelschleuse zum Thema Cyanotypie gegeben und die Teilnehmer waren zwischen 5 und 60 Jahre alt. Allesamt waren begeistert wie sich das Bild auf dem Fotopapier langsam bildet und dann im Wasser entwickelt nochmal komplett verändert. Die Kurse kamen so gut an, dass jetzt im Sommer 2025 eine Fortführung geplant ist.
Was macht die Cyanoptyie so geeignet für Kinder und Jugendliche?
Die Cyanotypie (auch Eisenblaudruck genannt) ist eine fotografische Drucktechnik die sehr anwenderfreundlich mit wenig Chemie funktioniert. Im Gegensatz zu klassischen analogen Fototechniken zeichnet sich die Cyanotypie besonders durch diese Eigenschaften aus:
- durch lange Belichtungszeiten große Fehlertoleranz
- Verfahren bei Tageslicht durchführbar
- keine Dunkelkammer nötig
- Entwicklung der Bilder nur mit Leitungswasser
- der Anwender kommt nicht mit Fotochemie in Kontakt
Es lassen sich einfach Fotogramme erstellen, also Schattierungen von auf Papier abgelegten Gegenständen, aber auch Negative durchbelichten.
Das Verfahren wird von Schülern sehr schnell verstanden und lädt zum Experimentieren ein.
Cyanotypie als Kunstprojekt in der Grundschule: Konzeptvorschlag
Um Cyanotypie als Kunstprojekt in einer Schule durchzuführen, haben wir ein Konzept vorbereitet welches sich einfach umsetzen lässt.
Ziel:
Einführung der Cyanotypie als kreatives und lehrreiches Element im Kunstunterricht, um Schülerinnen und Schüler mit alternativen fotografischen Prozessen vertraut zu machen.
Unterrichtsplan:
1. Einführung und Hintergrund:
- Kurze Präsentation der Cyanotypie: Geschichte, Ursprung und Anwendungsbereiche.
- Bezug zur Natur: Betonung des Cyanotypie-Verfahrens im Kontext der Naturfotografie (Anna Atkins).
- Weitere fotografische Verfahren erklärt: Daguerreotypie, Analogfotografie (S/W Film), Digitale-Fotografie
2. Materialien und Ausrüstung:
- Zusammenstellung und Vorbereitung der benötigten Materialien: Papier, Stoff, Karton, Pinsel, Chemikalien (Ammoniumeisen(III)-citrat und Kaliumhexacyanoferrat(III)), UV-Lichtquelle (Sonnenlicht oder Solarium), Handschuhe.
- Unterweisung der Schüler: Umgang mit Chemikalien, Sicherheitshinweise und Schutzmaßnahmen.
3. Vorführung praktische Umsetzung:
- Vorführung des Prozesses: Schritt-für-Schritt-Anleitung zur Herstellung von Cyanotypien. Entsprechend anschließende Belichtung an der Sonne – sowie Entwicklung in Leitungswasser.
- Praktische Übungen: Kleine Gruppen, um sicherzustellen, dass alle Schüler aktiv am Prozess teilnehmen können.
4. Praxisteil – Belichtung eigener Papiere:
- Belichtung der Bilder: Schüler belichten eigene Papiere im Sonnenlicht.
- Freiheit der Kreativität: Schüler werden ermutigt, ihre eigenen Motive und Ideen einzubringen.
- Anregungen für Motive: Naturmaterialien (Blätter, Äste etc. vom Schulhof), Muster, persönliche Objekte, Scherenschnitt.
5. Ergebnispräsentation:
- Kuratieren: Auswählen der besten Ergebnisse – jeder Schüler 1 – 3 Bilder.
- Abschließende Ausstellung: Schüler präsentieren ihre Cyanotypien im Klassenzimmer oder in einer schulweiten Galerie.
- Feedbackrunde: Austausch über den Prozess und die entstandenen Kunstwerke.
Optional: Detailerklärung im Chemieunterricht
Fotografie als Chemischer Prozess:
In der Fotografie spielen chemische Prozesse eine entscheidende Rolle, insbesondere bei alternativen Verfahren wie der Cyanotypie. Hier sollen die Schüler tiefer in die chemischen Aspekte der Fotografie eintauchen.
Cyanotypie als fotografisches Verfahren:
- Eisenverbindungen als Schlüsselkomponenten: Cyanotypie nutzt Eisenverbindungen, insbesondere Ammoniumeisen(III)-citrat und Kaliumhexacyanoferrat(III). Diese reagieren miteinander, wenn sie dem UV-Licht ausgesetzt sind.
- Bildung des blauen Farbstoffs: Die Reaktion führt zur Bildung von Eisen(III)-Hexacyanoferrat(II), einem blauen Farbstoff, der das charakteristische Blau der Cyanotypie erzeugt.
UV-Strahlung:
- Notwendigkeit für den Prozess: Cyanotypie erfordert UV-Licht, um die chemische Reaktion auszulösen. Hier kann der Lehrer den Zusammenhang zwischen UV-Strahlung und chemischer Reaktion erläutern.
- Natürliche vs. künstliche UV-Quellen: Diskussion über natürliche UV-Quellen wie Sonnenlicht im Vergleich zu künstlichen UV-Lichtquellen (Solarium).
Die optionale Detailerklärung im Chemieunterricht bietet eine tiefere wissenschaftliche Perspektive auf die Cyanotypie, was besonders für Realschüler mit Interesse an Chemie und Naturwissenschaften ansprechend sein könnte.