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Es gibt Menschen die möchten siebenstellige Kontostände, einen Porsche, Benz, Lambo oder Maserati, eine dicke Villa am Strand, Privatjet und Segelyacht.
Obwohl ich von einer Segelyacht nicht abgeneigt wäre, war ich schon immer etwas bescheiden. Weniger ist bei mir mehr. Denn weniger heißt nicht nur, weniger Aufwand, weniger Kosten und weniger Stress, sondern auch mehr Freiheit.
Freiheit ist und war für mich immer Prio Nr. 1 im Leben. Deshalb haben Anna und ich auch die Freiheit auf unserer langjährigen Weltreise stets genossen. Egal ob zu Fuß, mit dem Fahrrad, Hotel Doblo oder einem Wohnmobil. Leider kamen diese Fahrzeuge auch irgendwann an ihre Grenzen und da liebäugelt man ja immer mal wieder im Netz mit Alternativen.
Erst der Landy, dann Jimny oder einen Landcruiser von Toyota. Aber ich wollte für ein Auto nie meine Seele verkaufen oder mehr Geld für ein Auto als wie für Sprit ausgeben. Es muss 4 Räder haben, fahren, bremsen und mich dahin bringen, wo ich hin will.
Russischer Kultwagen – Lada Niva
Wer sich mit Offroad-Fahrzeugen beschäftigt, landet irgendwann bei diesen abgefahrenen Vergleichsvideos auf YouTube. Offroad Driving – Fahrzeug X gegen Fahrzeug Y – möglichst durch das tiefste Schlammloch und voll durch den Dreck. Welches Auto schafft mehr, welches Fahrzeug gräbt sich durch?
Aufgefallen ist mir dann irgendwann ein Fahrzeug, das ich noch nie gesehen hatte – der Lada Niva.
Nach kurzer Recherche erfuhr ich, dass dieses kultige Fahrzeug fast unverändert seit den 70er-Jahren in Russland gebaut wird und also seit 50 Jahren die Welt erobert. Aktuell sogar mit großer Beliebtheit.
Surft man weiter, findet man zahlreiche Berichte und Videos zum Fahrzeug. Interessant ist natürlich auch immer der Preis. In Russland kostet das Fahrzeug umgerechnet unter 10.000 €. In Deutschland ist der Niva je nach Anbieter und Ausstattung schon ab ca. 10.000 € zu bekommen. Aktuell steigen die Preise wieder, einfach weil der Lada-Niva-Kult immer mehr Anhänger gewinnt. Aber auch 12.000 € oder 14.000 € sind für einen Neuwagen mit dem man so ziemlich überall hinfahren kann wo man will, in meinen Augen, gut angelegt.
Für mich war klar, eines Tages musst du dieses Auto haben und damit eine abgefahrene Reise machen. Zum Beispiel nach Kasachstan fahren oder in Afrika in der Wüste campen. Die Sehnsucht zerrte und so recherchierte ich zunächst ein Mal alles, was man zum Thema Lada Niva wissen muss.
3 Jahre später – Probefahrt
Auf unserer Reise durch die Slowakei sah man einen Niva nach dem anderen. Ich machte mir einen richtigen Spaß daraus, alá „Gelbes Auto“, jedes Mal, wenn ein Niva vorbeifuhr, Anna laut darauf aufmerksam zu machen. Eines Tages fuhren wir an einem kleinen Lada-Autohändler vorbei. Dieser hatte ein einziges Fahrzeug im Ausstellungsbereich. Hier konnten wir uns das erste Mal mit dem Fahrzeug befassen, anfassen, genau gucken.
Einige Wochen später vereinbarten wir dann eine Probefahrt in Deutschland. Erster Eindruck? Schrottige Verarbeitung. Zu wenig Stauraum. Auch wenn er noch so kultig ist, so was wollen wir nicht um die Welt fahren.
Der Lada war fürs Erste vom Tisch. Aber irgendwie ließ mich dieses Fahrzeug nicht locker. Letztes Jahr im Sommer, dann suchten wir nach einem „Spaßauto“ einfach mal rausfahren und die Natur genießen. Bisschen „traveln“ – dass war der Plan.
Eigentlich wollten wir ja nur einen günstigen Gebrauchten.
Auf dem Gebrauchtwagenmarkt was Vernünftiges finden, was nicht gleich 8000 € kostet und nicht auseinanderfällt? Schwierig.
Ich bin halt so drauf: wenn, dann vernünftig. Und so kam es, dass wir nach einer weiteren Probefahrt mit dem 2019er Modell noch ein ganz anderes Fahrerlebnis erfuhren.
Die kultige Karosserie, die spartanische Ausstattung, die einfache Handhabung gepaart mit robuster Technik der 70er und 2000er war irgendwie genau das Richtige für ein „Spaßauto“. Ich wollte, dass dieses Auto für uns funktioniert.
Naja was soll ich sagen? Irgendwie hielt ich dann den Schlüssel in der Hand und wurde so zum Lada-Fahrer.
Erster Trip – über Stock und über Stein
Das Besondere am Niva (in unserem Fall Modell „Urban“) ist natürlich sein Allradantrieb mit Untersetzung und Differenzialsperre. Also perfekt, um dort weiter zu fahren, wo wir mit den anderen Fahrzeugen aufgehört haben.
Noch am Tag der Übergabe packten wir unseren Kram und fuhren raus in die Welt. Campen irgendwo im Wald.
Reingefahren. Zelt raus. Gaskocher an. So soll es sein.
Die Entscheidung war richtig. Erst Trip – super – Haken dran, weiter gehts!
Arbeiten, Umbauten und Zubehör
Hohlraumkonservierung und Lackversiegelung
Bei meiner Recherche viel eines immer wieder auf. Russischer Stahl rostet schneller, als man gucken kann und daher empfahl so ziemlich jeder Niva Fahrer, recht früh, eine Hohlraumkonservierung mit Korrosionsschutzfett durchzuführen.
Mein Traum wäre, dass Fahrzeug auch in 20 Jahren noch zu fahren und deshalb haben wir gleich nach dem Kauf auch eine entsprechende Konservierung bei Wjatscheslaw Beier (Lada Ems) in Dörpen machen lassen. Jetzt im ersten Sommer läuft die Suppe aus Bienenwachs und Fahrzeugfett aus allen Öffnungen und ich glaube, das ist gutes Zeichen dafür, dass die Arbeit vernünftig gemacht worden ist.
Zusätzlich zur Hohlraumkonservierung haben wir bei Holger Sebus (Auto Adrett) in Lingen auch noch eine Keramikversiegelung durchführen lassen. Dabei ist sogar ein nettes Video entstanden! Spannender Prozess und überzeugendes Ergebnis. So was würde ich bei einem Neukauf immer wieder machen!
Nach diesen 2 Nachbesserungen war der Lada technisch startklar für den nächsten größeren Trip!
Stauraum, Musik und Co.
Was auf jedem Roadtrip nicht fehlen darf, ist etwas Musik. Beim Lada ist das Motto: „Was er nicht hat, kann auch nicht kaputt gehen.“ Und somit ist, neben vielen anderen Dingen die fehlen, auch kein Radio verbaut.
Man kann natürlich selbst eines nachrüsten, aber ich möchte eigentlich wenig am Originalzustand verändern. Dazu mag ich es pragmatisch und so habe einfach eine Bluetooth-Soundbar gekauft, welche wunderbar in die Ablage unter dem Handschuhfach passt. Der Sound ist auch ganz ok, wenn man langsam fährt, ansonsten ist es einfach im Fahrzeug zu laut, um irgendwie was zu hören oder sich zu unterhalten.
Wenn man nun einen Trip machen will, kann man natürlich seinen Rucksack packen und alles auf den Rücksitz bzw. Kofferraum werfen und losfahren. Etwas geräumiger wird es allerdings mit einer vernünftigen Kiste und einer kleinen Küchenbox. Ich wollte schon immer mal eine dieser ultracoolen Alu-Expeditionsboxen haben und bestellte dann eine passende der Firma Stier in der Größe 65 Liter. Praktischerweise passt hinter die Box noch etwas Werkzeug und so Dinge wie Campinghocker, Kompressor, Abschleppseil und Starterkabel. Die rechte Hälfte des Kofferraums war damit belegt.
Die linke Hälfte wollten wir mit einer DIY-Küchenbox belegen, die wir nach gefühlten 3 Monaten (on / off) Bauzeit dann auch passgenau fertigstellten. Die Box besteht aus Sperrholzplatten, die passgenau zugeschnitten und anschließend mit Leim und Nägeln zu einer funktionalen Kiste zusammengezimmert wurden. 2 Fächer sorgen für Stauraum, jeweils oben und unten. Die Tür wird, wenn aufgeklappt, zum Mini-Tisch. Gekocht wird mit unserem bewährten Primus Omnifuel der Benzin genau so liebt wie unser russischer Freund. Somit war die Brennstoffauswahl auch gleich geklärt.
Auf den Rücksitz passen dann noch Dinge wie Zelt, Schlafsack und Wasserkanister. Ein weiterer Wassertank in Form eines Wasserbeutels passt perfekt in den Hohlraum neben der Alukiste. Auf das Dach gelegt macht so ein Wasserbeutel auch als Campingdusche einen guten Eindruck.
Man kann hier ewig tüfteln, bis man den letzten Millimeter des kleinen Fahrzeugs ausgenutzt hat, aber so ein bisschen Komfort reicht aus. Wir brauchen nur was, wo unser Camping Zeugs reinpasst und womit wir möglichst überall hinkommen. In der Natur fühlen wir uns zu Hause.
Jetzt kommt wahrscheinlich dem ein oder anderen der Gedanke, warum wir kein Dachzelt montiert haben und dort unser Zeugs lagern. Na ja, die Antwort ist einfach, a) ist ein Dachzelt einfach sehr teuer und b) ist man dann sofort als Camper erkennbar, was nicht immer von Vorteil ist. Zudem erhöht ein Dachzelt auch den Spritverbrauch, wobei man sich ja keinen Niva kauft, weil man Sprit sparen will. Der Gute ist nämlich sehr, sehr durstig.
Alles in allem muss ich sagen, ist es das erste Auto, das ich einfach nicht mehr weggeben möchte. Ich hoffe, eines Tages können wir durch die offenen Grenzen Europas die Welt ein weiteres Mal erkunden, nur dann eben offroad.
Probleme mit dem Niva und was sonst noch nicht so gut ist.
Natürlich ist die Lada Welt nicht perfekt und es gibt auch das ein oder andere Problem. Damit hatte ich mich schon vorher auseinandergesetzt und wusste, wenn Lada dann Neuwagen.
Viele Offroad-Fans kaufen sich einen Niva, brettern damit durch künstlich angelegte Offroad-Parks und verkaufen die abgerockten Kisten dann wieder auf dem Gebrauchtwagenmarkt. Dazu kommt das Thema Rost, welches man gleich anfangs mit einer gewissen Ernsthaftigkeit behandeln sollte.
Mein Traum war immer, einen Neuwagen zu kaufen, mich besonders gut drum zu kümmern und diesen ein Leben lang zu fahren. Somit kam für mich nur ein Neuwagen infrage.
Der Vorteil dabei sind 2 Jahre Garantie. Ich wusste Dinge werden kaputt gehen, völlig ohne mein Zutun. Und so kam es auch sogar kurze Zeit nach dem Kauf.
Bisher hatten wir zwei Mal Probleme mit einem undichten Kühlerschlauch, dann undichtem Kühler und eine Blinkerblende ist gesprungen. Alles Garantiefälle und keine „großen“ Sachen, aber trotzdem nervig.
Ansonsten muss ich sagen, tut der Lada ohne Probleme seinen Dienst. Ich freue mich aber schon darauf, nach der Garantiezeit die regelmäßigen Wartungsarbeiten selbst durchzuführen und vielleicht auch in ein paar Jahren mal an Teilen wir Kupplung, Motor oder Getriebe zu arbeiten.
Grundsätzlich ist das Fahrzeug, wenn regelmäßig gewartet, zuverlässig. Ich würde mir aber keinen Niva als Erstwagen bzw. als einziges Fahrzeug kaufen. Dafür ist er einfach zu langsam, bietet zu wenig Komfort auf langen Autobahnfahrten und schluckt zu viel Sprit. Beim Verbrauch liegen wir aktuell zwischen 9 und 14 Liter, je nach dem, was und wie man fährt. Man kann sich den Verbrauch im Kopf auch schön rechnen, denn ein 4×4 braucht ja eigentlich nur die Hälfte, wäre es ein Fahrzeug mit nur einer Antriebswelle (Heck oder Front). Ja, ja, ist klar … Andererseits tut eine Tankfüllung nicht wirklich weh, denn es passen sowieso nur 40 Liter in den Tank.
Fazit – Würde ich wieder kaufen.
Vielleicht ist es etwas, was nur Lada Fahrer verstehen, vielleicht ist es der Kult, das robuste Fahren und Aussehen – aber ich muss sagen, wenn der Lada weg wäre, dann würde ich wahrscheinlich sofort wieder nach dem Nächsten suchen.
Es gibt halt Autos, die kauft man, weil sie einen bestimmten Zweck erfüllen und es gibt Autos, die kauft man, weil man sie gern fährt. Ich für meinen Teil freue mich jedes Mal, wenn ich eine Runde mit dem Russen drehen kann.