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Wenn man keinen Wohnsitz mehr hat, dann werden die Behördengänge etwas mühsamer. Sobald man sich beim Einwohnermeldeamt abmeldet, wird man von vielen als nicht vollwertiger Bürger angesehen, als Mensch 2. Klasse behandelt und man bekommt Schwierigkeiten. Ich hab mich davon aber nicht aufhalten lassen. Ich wollte einen ortsunabhängigen Lebensstil mit Gewerbe und Auto. Das größte Problem hatte ich dabei mit der Anmeldung meines Autos ohne festen Wohnsitz.
Das Problem ist, dass vieles über das Einwohnermeldeamt und den Personalausweis läuft. Früher war es gar nicht so schwer ohne eigene Wohnung ein Gewerbe zu betreiben oder ein Auto an bzw. umzumelden. Man brauchte einfach nur eine Person, bei der man sich melden konnte. Aber heute braucht man für die Ummeldung beim Einwohnermeldeamt eine Bescheinigung des Vermieters. Die bekommt man natürlich nur, wenn man auch eine Wohnung mietet. Wenn jemand dir fälschlicherweise so eine Vermieterbescheinigung ausfüllt, dann soll es sogar schwere Strafen geben. Also, was tun? Melden kann man sich nirgendwo und ein Auto kann wohl nur anmelden, wenn man irgendwo gemeldet ist.
Erst einmal nicht aufgeben na klar. Einfach überall rumfragen, ausprobieren, höflich und sachlich bleiben. Die meisten Beamten kennen die Gesetze selbst gar nicht so genau und können nur das was sie jeden Tag machen.
Aber gut, jetzt erzähle ich mal, wie ich es geschafft habe, ein Auto anzumelden ohne festen Wohnsitz. Ich habe keine Wohnung, keinen Personalausweis (nur einen Reisepass) und bin nirgendwo gemeldet. Trotzdem habe ich ein angemeldetes Gewerbe und ein KFZ mit deutscher Zulassung.
KFZ Zulassung ohne festen Wohnsitz – So gehts!
Also man braucht folgende Dinge um ein KFZ ohne festen Wohnsitz zuzulassen:
1. Ein Kraftfahrzeug, das man zulassen möchte.
2. Die EVB Nummer von der KFZ-Versicherung.
3. Fahrzeugpapiere
4. Einen Empfangsberichtigten, der deine Post annimmt und sie dir weiterleitet.
5. Ausgefülltes Formular: Empfangsberechtigung.pdf
6. Einen Reisepass
7. Etwas Geduld und Hartnäckigkeit.
Die EVB Nummer bekommt man von seiner KFZ-Versicherung. Einfach mal anrufen und nachfragen.
Der Empfangsberechtigte kann ein Freund oder ein Familienmitglied sein. Völlig egal. Hauptsache ist, diese Person hat einen festen Wohnsitz und leitet Post an dich weiter, falls du mal einen Strafzettel bekommst oder geblitzt wirst. Am besten ist es, du bringst diese Person samt Personalausweis und Meldebescheinigung zur Zulassungsstelle mit.
Das Formular bzgl. der Empfangsberichtigung kannst du dir von mir herunterladen und ausfüllen. Vielleicht hat die für dich zuständige KFZ Zulassungsstelle auch einen eigenen Vordruck. Anrufen und Fragen lohnt sich. Dein Empfangsbevollmächtigter muss natürlich unterschreiben.
Wie oben schon beschrieben, viele Beamte wissen gar nicht so recht, ob das geht oder nicht. Die Mitarbeiter bearbeiten meist nur tagein tagaus die gleichen Fälle. Wenn dann so ein komischer Vogel ohne festen Wohnsitz sein Auto anmelden will, dann blocken die Meisten ab und sagen: „Das geht nicht.“ Da sollte man einfach höflich bleiben und um eine weitere Recherche bitten. Meist müssen sich die Beamten erst selbst richtig informieren, bevor sie dir glauben. Je mehr Dokumente du dabei hast, die die Adresse bestätigen desto besser. Auch sorgfältig geordnete Unterlagen und ein vernünftiges Äußeres tragen meiner Meinung nach dazu bei, dass man weniger Probleme bekommt. Bei mir dauerte es ca. 1 Stunde, bis die Empfangsdame mir eine Nummer zuwies, mit der ich dann auf einen Sachbearbeiter warten konnte, da sie wohl noch mit ein paar anderen Behörden und Kollegen telefonierte. Beim Sachbearbeiter musste ich dann noch meine Gewerbeanmeldung vorlegen die Zulassungsstelle endgültig zu überzeugen das KFZ auf die Adresse meines Empfangsberichtigten an bzw. umzumelden. Allerdings soll es auch ohne funktionieren.
Willkür oder Gesetz?
Es scheint mir so, als wäre es nicht von Bedeutung, was das Gesetz sagt, sondern nur wer da vor einem sitzt. Ich erlaube mir noch eine kleine Geschichte bzgl. der Gewerbeanmeldung ohne festen Wohnsitz.
Normalerweise, geht man zum Gewerbeamt, zeigt seinen Personalausweis, auf dem der Wohnsitz steht, zahlt eine Bearbeitungsgebühr und dann hat man ein angemeldetes Gewerbe. Kann man keine Adresse vorweisen, dann ist der Beamte ratlos und blockt ab. Ich habe die Prozedur schon mittlerweile 3x durchlaufen.
Beim ersten mal, diskutierte ich lange hin und her und erklärte dem Beamten das ich zur Ausübung meine Tätigkeit, keinen Raum oder eine Wohnung brauche. Ich klappe meinen Laptop auf, haue in die Tasten und so verdiene ich sozusagen mein Geld. Das war erst mal für den Beamten nicht verständlich, ohne Wohnung kann man ja nicht leben und ohne festes Büro schon gar nicht. Das man überall auf der Welt Wohnungen und Büros für kurze Zeit mieten kann, wissen die natürlich nicht immer. Jedenfalls mischte sich nach einigen Minuten der Kollege im Nebenzimmer ein und sagte zum Sachbearbeiter vor mir: „Wieso? Nur weil er ein Gewerbe hat, braucht er doch keinen festen Wohnsitz. Solange er eine Adresse hat, wo die Post hingeht, ist das doch kein Problem.“
Tada, Problem gelöst. Weil der Kollege gut zugeredet hat, konnte ich mein Gewerbe anmelden. Die Post ging an ein Familienmitglied, welches diese dann einscannte und per Email an mich sendete.
Etwas Ähnliches habe ich erlebt, als ich erst kürzlich alles ummelden musste, weil mein Empfangsbevollmächtigter / Empfangsberichtigter umgezogen ist. Also komplizierter kann Bürokratie nicht sein. Erst mal muss man sein Gewerbe in der alten Stadt abmelden. Da man aber nirgendwo gemeldet ist, bekommt das Finanzamt keine Info darüber. Also muss man früher zuständige Finanzamt schriftlich kontaktieren und die neue Adresse mitteilen. Diese musste dann in meinem Fall wieder mit dem alten Gewerbeamt telefonieren, um meine Glaubwürdigkeit zu bestätigen.
Im neuen Zuständigkeitsbereich wollte ich dann mein Gewerbe wieder anmelden. Da wurde mir gesagt: „Ohne Wohnsitz, kein Gewerbe.“ Ich bin dann zum Einwohnermeldeamt, schilderte noch mal die ganze Situation, von wegen ich arbeite unterwegs mit meinem Laptop, bin selten in Deutschland, Familienmitglied nimmt die Post an und so weiter. Die konnten nichts für mich tun, allerdings rief die Bearbeiterin dann beim Gewerbeamt an, schilderte dort noch mal die ganze Situation und ich konnte zurück und mein Gewerbe anmelden. Wieder die Lösung: Ein Kollege redet gut zu und schon gehts doch.
Es scheint mir manchmal so, als wäre das geltende Gesetz egal. Man muss nur den Menschen, der vor einem sitzt, überzeugen, dass das geht. Wenn die glauben, sie würden was falsch machen, wenn sie dir ein Gewerbe anmelden oder ein KFZ zulassen, dann machen die das auch nicht. Erst wenn die wirklich überzeugt sind, dass sie nichts Verbotenes tun, dann helfen sie dir auch weiter. Deshalb ist glaube ich der gute Eindruck in diesem Fall sehr wichtig.
Ich finde es sehr schade, dass es mir als Person, die zurzeit einfach keine feste Wohnung braucht, so schwer gemacht wird. Das sollte auch einfacher gehen und die Mitarbeiter in den verschiedenen Ämtern sollten besser informiert sein. Ich hoffe, meine Geschichte hilft hier dem ein oder anderen weiter.
Update vom 24.03.2022:
Ich weiß nicht wie die aktuelle Situation ist. Ich kann nicht jede Woche Leute zu diesem Thema beraten.