Dieser Beitrag enthält Werbung und Werbelinks.
Negative zu scannen ist nicht alles! Das dachte ich mir und suchte auf eBay Kleinanzeigen nach einem gebrauchten Vergrößerer, den ich in den Abstellraum stellen wollte.
Die Vorstellung, die ersten eigenen Abzüge in der Hand zu halten, war die analoge Perfektion, die ich mir von meinen Bildern erhofft hatte.
Wer möchte, kann sich noch unser Video zum Bau der Dunkelkammer anschauen. Das ist bei YouTube auf meinem Kanal zu finden:
Nachdem ich mich immer mal wieder mit dem Drucken von Bildern in Lightroom und meinem Epson XP960 beschäftigt, aber nie wirklich gute Ergebnisse erzielte, war der Schwarz-Weiß-Abzug das nächste große Ziel meiner fotografischen Arbeit.
Worauf ich mich da eingelassen hatte, als ich dann wenige Tage später einen Kaiser-Vergrößerer samt Zubehör und einem Stapel altem Fotopapier in meinen Kofferraum lud, war mir da genauso wenig klar, wie damals, als ich die erste analoge Kamera auf dem Flohmarkt kaufte.
Fast forward: Das mit dem Abstellraum war nichts. Die ersten Glücksmomente nach gelungenen Abzügen verschwanden schnell, als ich wieder in die 2 qm Kammer musste. Ist die Dunkelkammer doch nichts für mich? Sollte ich mich vielleicht doch nochmal mit Farbprofilen und verschiedenen Papieren für meinen Tintenstrahldrucker beschäftigen?
Das waren Fragen, die mich nachts wach hielten. Wirklich…
Anna ging es genauso. Aber nicht mit Fotografie, sondern mit Kunst. Mehr Platz musste her. Mehr Platz für Kunst.
Mehr Platz für Kunst!
Klingt gut. Die Entscheidung war gefallen. Hier war sowieso alles im Umbruch. Wer sagt denn, dass man im Wohnzimmer wohnen muss und im Schlafzimmer schlafen muss? Keiner. Genau.
Deshalb dachten wir, machen wir das Schlafzimmer zum Kunstraum und verbringen unsere Wachzeit mit spannenden Projekten und unsere Schlafenszeit dann zunächst auf dem Schlafsofa.
Doch ein Problem gab es trotzdem. Die Klamotten sollten und konnten nirgendwo anders Platz finden. Sie blieben dort. Im Kunstraum.
Anforderungen an den Kunstraum
Unsere neuen heiligen Hallen der künstlerischen Darbietung sollten folgende Kriterien erfüllen:
- Genug Platz, um Bilder zu machen und zu lagern.
- Arbeitsfläche für zwei Personen.
- Komplette Abdunkelung für Dunkelkammerarbeiten.
- Schutz der Kleidung vor Farbe und Chemikalien.
Wir sind bescheiden. So setzten wir es dann auch um.
Was man für eine Dunkelkammer braucht
Für eine Dunkelkammer braucht man nicht viel. Der Vergrößerer ist das Herzstück. Dazu benötigt man:
- Drei Entwicklungsschalen (Entwickler, Stoppbad, Fixierer)
- Entwicklungszangen
- Schrank für Fotopapier
- Stoppuhr für den Vergrößerer
- Genug Ablageflächen für Masken, Papier und Maskenrahmen
- Ausreichend Rotlicht für eine gute Beleuchtung
… und natürlich muss es völlig dunkel sein, wenn wir in der Dunkelkammer arbeiten!
Wie wir unsere Dunkelkammer gestaltet haben
Die Arbeitsfläche besteht aus einfachen Werkstatttischen mit Unterschränken bzw. Regalflächen im unteren Bereich. Außerdem hat eine Arbeitsfläche auch eine Schublade in der Nähe des Vergrößerers für Kleinteile wie Scheren, Pinsel und Co.
Darauf der Vergrößerer und gleich daneben die Entwicklungsschalen. Die Tische bilden eine U-Form, und man kann während der Belichtung und Entwicklung alles erreichen, ohne sich zu bewegen.
Zwei Rotlichtlampen haben wir so weit wie möglich vom Fotopapier (Vergrößerer und Entwicklungsschalen) entfernt, damit es keine Verschleierung des Papiers gibt.
Zur Info: Fotopapier kann verschleiern, wenn es zu lange Rotlicht ausgesetzt ist. Und das will man natürlich vermeiden. Deshalb muss man darauf achten, wie man die Lampen platziert.
Abdunkeln des Raumes
Die Verdunkelung des Raumes war das nächste Problem, das wir zu lösen hatten. In der Regel wählt man für eine Dunkelkammer einen Raum ohne Fenster. Das ist dann aber meist eine Abstellkammer, wie oben erwähnt. Die Belüftung ist sehr schlecht, und im Sommer ist es dort kaum auszuhalten.
Deshalb war ich ganz froh, dass dieser Raum ein Fenster hatte, das es abzudunkeln galt.
Neben den Fotoarbeiten sollte hier im Raum natürlich auch das Arbeiten mit Acryl- und Ölfarben möglich sein. Daher dachten wir, wäre ein Vorhang die beste Lösung, um a) den Raum abzudunkeln und b) den anderen Teil des Raumes vor Verschmutzungen zu schützen.
Also besorgten wir uns einen extra schweren Kalmuck-Vorhang vom Molton Markt und eine entsprechende Alu-Schiene für die Decke. Mit entsprechenden Röllchen befestigt, kann man den Vorhang in die Deckenschiene einhängen.
Unsere Variante kam mit "hohem Köpfchen", also einem extra Stück Stoff über dem Kräuselband, sodass die Vorhangschiene verdeckt ist und der Vorhang wirklich von Boden bis zur Decke reicht. Das Schwarz des Vorhangs verschlingt förmlich Licht. Macht man dann noch die Jalousien herunter und legt ein Handtuch vor die Tür zum Flur, ist es wirklich komplett dunkel.
Das funktionierte wirklich extrem gut, und ich war froh, dass wir das Fenster nicht mit Alufolie und Klebeband dicht machen mussten.
Ich mag zwar gute Bilder, aber frische Luft ist mir dann doch lieber.
Der Vorhang funktioniert also nicht nur als Abdunkelungsvorhang, sondern trennt auch den multifunktionalen Raum und schützt unsere Schränke und Kleidung, die sich auf der Fensterseite des Raumes befinden.
Arbeiten in der Dunkelkammer aka Kunstraum
Was soll ich sagen? Ein Traum. Man hat genug Platz. Man kann Dinge auch einfach mal liegen lassen und am nächsten Tag weitermachen. Ein speziell für Fotografie und Kunst eingerichteter Bereich ist goldwert. Man bleibt produktiv, weil man einfach den Platz hat.
Das Waschbecken ist zwar im Badezimmer, aber auch nicht besonders weit weg. Bisher habe ich neben den drei Entwicklungsschalen für Entwickler, Stoppbad und Fixierer einfach noch eine weitere leere Entwicklungsschale für den Transport des Fotopapiers zum Wässern im Badezimmer verwendet.
Über der Dusche hängen dann die fertigen Prints zum Trocknen.
Natürlich ist das keine Profi-Dunkelkammer mit allem Schnickschnack, was man sich so vorstellen kann, aber wer möchte, kann hier wirklich gute Bilder machen.
Und das haben wir auch in den letzten Monaten getan. Es hat sehr viel Spaß gemacht.
—
Vielleicht inspiriert dich das auch zum Bau einer eigenen Dunkelkammer. Einen alten Vergrößerer findet man heutzutage schnell auf eBay, und das restliche Zubehör kann man meist noch neu kaufen. Etwas Chemie, etwas Fotopapier, und schon kann es losgehen.
Den Stoff haben wir von Molton Markt bezogen. Dort haben wir Kalmuck Stoff bestellt: Kalmuck Stoff 500g/qm2
Die Schiene zum Aufhängen des Vorhangs gab es beim Baumarkt: Gardina Vorhangschiene